Ich höre gerne und viel Musik. Nun hat mein bisheriger Streaming-Dienst eine Preiserhöhung angekündigt. Mein erster Gedanke war: „Zu teuer! Ich brauche einen günstigeren Anbieter.“ Dann stellte sich mir jedoch die Frage, ob ich einen qualitativ gleichwertigen Dienst finde, der günstiger ist. Und dann warf meine wunderbare Frau ein, dass es auch ein Dienst sein sollte, bei dem die Künstler:innen einen angemessenen Anteil vom Kuchen abbekommen. So begann ich, mich in einem Rabbit-Hole zwischen Qualität, Angebot und fairer Behandlung zu verlieren.
Es gibt einige große und anerkannte Musikstreaming-Dienste, aber auch einige eher unbekannte. Die besondere Herausforderung bei der Recherche lag vor allem darin, dass es bei Statista viele Auflistungen darüber gab, was ein Künstler verdient. Allerdings sind all diese Auflistungen schon einige Jahre alt und daher nur bedingt sinnvoll, wenn man heute darüber nachdenkt, zu einem dieser Dienste zu wechseln. Zunächst habe ich mich gefragt, was die Plattformen kosten, wie gut die Audioqualität ist und wie groß das Musikangebot ist. Denn seien wir mal ehrlich: Da ist man bei Spotify schon ein wenig verwöhnt. Außerdem sollte es ein Familienabo geben, damit nicht nur ich, sondern auch meine Frau Musik hören können, ohne dass wir zwei Einzelabos bezahlen müssen. Die nächste Frage war, ob sich ein Familienabo denn überhaupt lohnt. Die Antwort ist kurz und knapp: In der Regel schon. Das „Digital-Magazin“ hat eine schöne Übersicht zu den Anbietern zusammengetellt:

Was man darin nicht sieht, ist, was die Künstler eigentlich damit verdienen – schließlich möchte ich, dass sie damit etwas verdienen. Also habe ich mich weiter auf die Suche gemacht. In einem Heise-Artikel fand ich die Information, dass die direkteste Unterstützung über Bandcamp läuft. Dort fand ich auch den Hinweis auf den französischen Streaming-Dienst Qobuz. Plötzlich kam mir der Gedanke, dass es auch gut wäre, wenn mein Streaming-Anbieter weiterhin aus Europa kommen würde – womit YouTube, Apple und Amazon direkt ausscheiden. Auch Tidal fällt raus, da es unter anderem von Jay-Z und somit aus den USA betrieben wird. Das macht aber auch nichts, günstig war der eh nicht.
Auf der obigen Liste bleiben somit nur Spotify (Schweden) und Deezer (Frankreich). Und die beiden nehmen sich preislich nicht viel. Wie war das aber noch mit Qobuz?
Qobuz kommt aus Frankreich und bietet hochwertige Audioqualität, allerdings nur für Musik und „redaktionelle Inhalte”. Was das genau ist, kann ich nicht herausfinden. Ich finde jedoch heraus, dass Qobuz einen „Duo-Tarif” hat, der deutlich unter dem Preis von Spotify Family liegt. Bei der Recherche stelle ich dann aber auch fest, dass fast alle Anbieter eine Duo-Option haben. Also muss ich doch noch eine eigene Tabelle anlegen und vergleichen.
Anbieter | Herkunft | Familienpreis | Audioqualität | Katalog | Auszahlung an Künstler*innen pro Stream ( | Angebote außer Musik |
---|---|---|---|---|---|---|
Spotify | Schweden | 14,99 € (Duo) 18,99 € (6 Pers) | 320 kbps | 100M+ | ca. 0,003091 | Podcasts, Hörbücher2, Playlist-KI |
Deezer | Frankreich | 15,99 € (Duo) 19,99 € (6 Pers) | HiFi FLAC | 120M+ | ca. 0,008911 | Podcasts, Playlist-KI, Songcatcher Playlists mit Spotify |
Qobus | Frankreich | 17,50 € (Duo) 20,83 € (6 Pers) | FLAC 24-Bit, bis zu 192 kHz | 100M+ | 0,0183 | Qobuz Connect |
Und plötzlich ist Spotify mit dem Duo-Angebot doch nicht mehr so teuer. Allerdings zahlt es auch sehr wenig an die Künstler. Dabei ist es glaube ich auch nicht wichtig, wie viele Millicent es jetzt genau sind. Die Größenordnung sagt aber schon etwas darüber aus, wie viel ihnen der Profit wert ist.
Stellt sich also als letzte Frage, wie ich meine Playlists bei einem Wechsel mitnehmen kann. Bei Deezer gibt es einen Wechsel-Dienst, der die Playlists aus vielen gängigen Diensten überträgt. Bei Qobuz finde ich keinen Hinweis auf einen Wechseldienst. Allerdings schlägt mir ein Drittanbieter einen Wechselservice vor, wobei ich da ein wenig skeptisch bin – dann hat er die Daten von gleich zwei Services. Ich schätze, das ist wie immer: Man muss sich das jetzt genau überlegen und abwägen, was einem eine faire Bezahlung der Künstler wert ist.
Honorable Mentions:
- Ampwall arbeitet gemeinnützig und hat einen Metal-Hintergrund, was man an der Musikauswahl merkt. Hier sind viele Bands zu treffen, von denen ich noch nichts gehört habe. Ich werde mir das in nächster Zeit angucken
- BandWagon ist OpenSource und arbeitet über ein Fediverse Netzwerk. Bekannte Namen habe ich auch hier vergeblich gesucht. Dafür ist es nscheinend eine gute Selbstvermarktungs-Plattform
- Bandcamp ist die ursprüngliche Selbstvermarktungsplattform für Musiker*innen. Hier finden sich mitunter auch bekannte Namen, aber die Auswahl ist überschaubar. Trotzdem ein sehr interessantes Projekt, dem leider eine eigene App zum Streamen fehlt.
Lasst mich wissen, was Ihr dazu denkt und ob Euch eine faire Bezahlung der Musiker das Geld wert ist.
- gerechnet mit Tantiemen-Rechner unter https://www.landr.com/de/streaming-tantiemen-rechner ↩︎
- zeitlich begrenzt auf 12 Stunden im Monat ↩︎
- Heise-Artikel mit Verweis auf die Veröffentlichung von Qobus: https://www.heise.de/ratgeber/Faire-Bezahlung-fuer-Musik-Diese-Plattformen-lohnen-sich-fuer-Kuenstler-9757644.html?seite=all ↩︎
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