Die Sache mit der Reparatur

Teil meiner Bestrebungen für ein nachhaltigeres Leben ist es, auch mal eine Reparatur zu wagen. Denn eigentlich, so suggeriert es der gesunde Menschenverstand, können viele Dinge repariert werden, bevor man sie ersetzt und mit dem Neukauf erneut Rohstoffe verbraucht und bindet.

In meinem aktuellen Beispiel wurde es mir allerdings nicht ermöglicht, diese Entscheidung selber zu treffen. Aber mal der Reihe nach: ich hatte ein paar Kopfhörer, die ich persönlich sehr gerne mochte. Sie klangen gut, waren per Bluetooth an mittlerweile fast alle meine Geräte gekoppelt und ich gebe zu, dass sie auch einen gewissen emotionalen Wert hatten, da ich sie in den letzten Jahren bei allen großen Reisen dabei hatte. Bei der häufigen Nutzung bleibt es natürlich nicht aus, dass die Kopfhörer gewisse Gebrauchserscheinungen kriegen. Im Detail löste sich an einer Seite der Überzug vom Kopfhörerpolster und man sah den Schaumstoff. Also dachte ich, dass ich den Kopfhörer einschicken könnte, um mal zu sehen, was die Reparatur kosten würde. Ich wusste, dass es auch „Selbstbausets“ gibt, mit denen man die Reparatur auch hätte selber machen können. Wie dem auch sei habe ich nach ein paar Tagen die Rückmeldung bekommen, dass meine Kopfhörer wieder in der Post seien. Zu meiner größten Überraschung packte ich aber ein paar brandneuer Kopfhörer aus. Ich weiß das daher, dass sie originalverpackt und in der falschen Farbe waren.

Auf Rückfrage bei dem Hersteller – es wurde alles über den Service des Herstellers abgewickelt – wurde mir mitgeteilt, dass man gar keine Kapazitäten habe, jedes einzelne Paar Kopfhörer zu testen und zu untersuchen und das daher direkt ausgetauscht würde. Die alten Kopfhörer würden in dem Zusammenhang direkt entsorgt…

Diesen „Service“ finde ich deswegen so problematisch, weil hier ein guter Vorsatz direkt ad absurdum geführt wird: statt einer einfachen Reparatur, die Rohstoffe (und nicht zuletzt Geld) hätte sparen sollen, wird das zu reparierende Gerät ohne Prüfung entsorgt und ersetzt. Ich habe darauf hin einmal die Reparatur-FAQs anderer großer Technikhersteller angesehen und musste feststellen, dass dies immer noch gängige Praxis ist. Für das Jahr 2022, mit einer klaren Mission zum Ressourcen sparen, finde ich solche Vorgehensweisen falsch und antiquiert.

Die nächste Reparatur, die einfach aussieht, werde ich einfach selber versuchen oder mich über die diversen Nachbarschaftsnetzwerke schlau machen. Und ich werde zukünftig schon beim Kauf auf eine gute Reparierbarkeit achten – wie es z.B. beim Fairphone gegeben ist. Denn der Austausch einzelner Komponenten ermöglicht es, dass der Rest des Gerätes weiter genutzt werden kann. Das ist gut für mein Geld und meinen Ressourcen-Verbrauch.


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Kommentare

2 Antworten zu „Die Sache mit der Reparatur“

  1. Avatar von ReThink - Recycle!

    Etwas Ähnliches ist mir mal mit einem Fairphone passiert…
    Ich hatte das gerade neu gekauft. Und extra ein modulares Fairphone, weil die viel besser reparierbar sind als andere Smartphones.
    Leider hatte das gelieferte Fairphone von vornherein eine defekte Köpfhörerbuchse. Ich hatte es daraufhin eingeschickt, weil ich angenommen hatte, sie würden einfach das defekte Teil austauschen.. Stattdessen haben sie mir ein niegelnagelneues zurückgeschickt und ich durfte es nochmals komplett neu einrichten.
    Da hab ich mich schon gefragt, was da nicht stimmt. Gerade bei einem Unternehmen, das sich Reparierbarkeit auf die Fahnen schreibt…
    Allerdings weiß ich auch nicht, was letztendlich mit meinem alten Fairphone passiert ist. Meine Hoffnung ist, dass sie es tatsächlich noch repariert und secondhand weiterverkauft haben?!?
    Immerhin hab ich das „neue“ Fairphone jetzt auch schon im 4. Jahr und es ist immer noch top. Bisher musste ich noch nichtmal etwas austauschen oder reparieren.

    1. Avatar von Christian
      Christian

      Hallo und danke für Deinen Beitrag. Das ist tatsächlich auch eine interessante Geschichte. Aber wie Du auch hoffe ich auch, dass das Fairphone seinen Weg als „Refurbed“ wieder in den Markt findet.
      Fairphone steht auch bei mir ganz oben auf der Liste, allerdings hält mein „altes“ Telefon erstaunlich lange durch 😉

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